Monday, May 19, 2008

Short but friendly review of New Cold War

In the Rheinischer Merkur (in German)


Spannend und polemisch





Der Titel des Buches verrät es schon: Edward Lucas sieht einen neuen Kalten Krieg im Gange. Die Betonung liegt auf neu. Die Konfrontation zwischen Russland und dem Westen deutet Lucas als Konflikt um Deutungshoheiten, Energieressourcen, Rohstoffe und politische Einflusszonen zwischen einem erstarkenden Riesenreich auf der einen und westlichen Nationen sowie supranationalen Organisationen wie der EU auf der anderen Seite. „Der Westen ist dabei, den neuen Kalten Krieg zu verlieren, kaum, dass er ihn als solchen erkannt hat“, urteilt der langjährige Leiter des Moskauer Büros der britischen Wochenzeitung „The Economist“.

Danach rast der englische Publizist mit Tiefenschärfe durch acht Kapitel, in denen er die russische Innen- und Außenpolitik, den „neuen Zarismus“ und Russlands Energiepolitik unter die Lupe nimmt. Lucas richtet seine Kritik dabei nicht nur gegen den autoritären Putinismus, sondern insbesondere gegen den Westen. Wegen des katastrophalen „Kampfs gegen den Terrorismus“ und wegen seiner wirtschaftlichen Interessen habe er seine demokratisch-freiheitlichen Werte verraten. Ohne fundamentale Umkehr habe der Westen nicht die geringste Chance, die „Russen selbst zu überzeugen, dass die autoritäre, fremdenfeindliche und verzerrte Spielart des Kapitalismus, die ihre Herrscher anpreisen, keine neue Zivilisation, sondern eine Sackgasse ist“.

Trotz seiner zuweilen polemischen Töne ist dem Autor ein elegantes, mitreißend geschriebenes Buch gelungen, angereichert mit bestechenden Fakten, einer fundierten Recherche und intellektueller Brillanz. Er zeigt großes Verständnis für russische Befindlichkeiten und Ängste, vergisst auch nicht, die positiven Entwicklungen des Landes zu erwähnen. Aber er blickt immer wieder hinter die schöne Kreml-Fassade. In Kapiteln wie dem über die seltsamen Hintergründe der Bombenattentate auf Moskauer Wohnhäuser um die Jahrtausendwende, für die die russische Regierung tschetschenische Terroristen verantwortlich machte, liest sich das Buch sogar wie ein packender Thriller.

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